3.3 Längspfadkriterium

Beim Längspfadkriterium werden entlang der Achsen stabförmiger Teilbereiche des Gußteils (siehe Abschnitt 3.1) Längspfade gelegt. Für jeden Knotenpunkt des FEM-Netzes auf einem Längspfad kann dann aus den Ergebnissen der Erstarrungssimulation berechnet werden, wie lange die Temperatur der Schmelze vom Zeitpunkt des Eingusses bis zum Sinken unter die Solidus-Temperatur (hier 555 Grad Celsius) benötigt. Auf diese Weise kann jedem Knotenpunkt auf dem Längspfad eine Erstarrungszeit zugeordnet werden.
Nehmen die Erstarrungszeiten entlang eines Längspfades in Flußrichtung der Schmelze (von ,,oben`` nach ,,unten``) ab, so ist dort eine ungehinderte Nachspeisung möglich und die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlerausbildung gering. Das Monotonieverhalten der Erstarrungszeiten entlang eines Längspfades beeinflußt also die Gußteilqualität. Monoton fallende Erstarrungszeiten sind dabei besser zu bewerten als eine Durchbrechung der Monotonie durch lokale Maxima. Monoton wachsende Erstarrungszeiten stellen den ungünstigsten Fall dar.

Abbildung 7: Ausgezeichnete Längspfade 1 bis 3 beim betrachteten Gußteil und Verlauf der Erstarrungszeiten über den Pfad 2 für die Simulationen A und B
Abbildung 7 zeigt drei exemplarisch ausgezeichnete Längspfade bei dem hier betrachteten Gußteil und den Verlauf der Erstarrungszeiten über Pfad 2 sowohl für Simulation A als auch für Simulation B. Die zu den Pfaden gehörenden Qualitätszahlen berechnen sich aus den Differenzen der Erstarrungszeiten benachbarter Knotenpunkte und sollen im folgenden abkürzend mit Monotonie Pfad 1, Monotonie Pfad 2, und Monotonie Pfad 3 bezeichnet werden. In Tabelle 1 sind die berechneten Qualitätszahlen für beide Simulationen aufgelistet.